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BgVV-Prüfmethode schränkt Zahl der Tierversuche weltweit erheblich ein
11/1995, 26.06.1995
Mit der Acute Toxic Class (ATC)-Methode hat das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV), in Berlin, eine Methode zur Prüfung der akuten oralen Giftigkeit von Stoffen entwickelt, die die Zahl der bisher hierfür benötigten Tierversuche um durchschnittlich 70 Prozent reduziert und damit einen wichtigen Beitrag zum Tierschutz leistet. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat die neue Prüfmethode jetzt auch international anerkannt.
Bestimmte Stoffe wie Chemikalien, Pflanzenschutz- und Arzneimittel werden nach ihrer Gefährlichkeit (Toxizität) eingestuft. Dazu werden die schädlichen Wirkungen im Tierversuch getestet und für die Klassifizierung ein sogenannter LD-50-Wert bestimmt. Dieser Wert bezeichnet die Menge (Letal Dosis) eines Stoffes, bei der 50 Prozent der Versuchstiere sterben. Für jeden LD-50-Test wurden in der Vergangenheit bis zu 30 und mehr Tiere benötigt. Trotz großer internationaler Anstrengungen ist es bisher nicht gelungen, alternative Methoden, die völlig ohne Tierversuche auskommen, erfolgreich einzusetzen. Mit der ATC-Methode, der detaillierte biometrische Berechnungen zugrunde liegen, kann die Einstufung jetzt jedoch mit einer weitaus geringeren Zahl von Versuchstieren erfolgen. Die neue Methode ist dem klassischen LD-50-Test überlegen. Sie ist zuverlässig, reproduzierbar und kann trotz international unterschiedlicher Toxizitätsklassen weltweit eingesetzt werden.
Die ATC- Methode ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, Tierversuche immer weiter einzuschränken, mit dem Ziel, langfristig ganz auf sie zu verzichten. Sie wurde am BgVV im Rahmen eines internationalen Forschungsprojektes entwickelt, an dem Laboratorien aus sechs Ländern beteiligt waren. Der Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie hat das Projekt von 1987 bis 1994 mit 2,1 Mio. Mark unterstützt.