BfR | Jahresbericht 2013
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Kindermilch: beliebt, aber nicht notwendig
Seit einigen Jahren ist in Deutschland eine Vielzahl von
Produkten mit der Bezeichnung Kindermilch oder Klein-
kindermilch auf dem Markt. Dabei handelt es sich nicht
um herkömmliche Milch, sondern um Milchersatzgetränke
auf Basis von Kuhmilcheiweiß, die Milchzucker und ande-
re Zucker sowie pflanzliche Fette enthalten. Die Produkte
sind mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert sowie
zum Teil mit anderen, nicht essentiellen Stoffen wie Prä-
und Probiotika, Taurin oder Inositol. Zur Geschmacksver-
besserung enthalten einige Produkte Aromastoffe wie
Vanillin. Hersteller bewerben Kindermilch als besonders
geeignet für die Ernährung von Kleinkindern, also Kin-
dern im Alter von ein bis drei Jahren.
Kindermilch-Getränke fallen unter die Bestimmungen der
Diätverordnung. Sie müssen daher so zusammengesetzt
sein, dass sie einem tatsächlich bestehenden besonde-
ren Ernährungserfordernis der Verbrauchergruppe der
Kleinkinder entsprechen. Bereits im Jahr 2011 stellte das
BfR fest, dass gesunde Kleinkinder ihren Nährstoffbe-
darf durch den Verzehr von herkömmlichen Lebensmit-
teln decken können. Das BfR teilt auch die Einschätzung
von Kinderärzten und Ernährungswissenschaftlern, dass
Kuhmilch ein ernährungsphysiologisch wertvolles Le-
bensmittel ist. So wird im Rahmen einer ausgewogenen
Mischkost für Kinder der Verzehr von täglich 300 Gramm
Milch und Milchprodukten mit 1,5 Prozent Fett empfohlen.
Um herauszufinden, warum Eltern Kindermilch statt her-
kömmlicher Trinkmilch kaufen, führte das BfR eine Online-
Verbraucherbefragung mit mehr als 800 Personen durch.
Neben den Beweggründen für oder gegen den Kauf von
Kindermilch sollten eventuelle Unterschiede im Trinkver-
halten und in der sonstigen Ernährung zwischen Kindern,
die Kindermilch oder Kuhmilch trinken, ermittelt werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem gesundheitliche
Gründe, aber auch bestimmte Inhaltsstoffe sowie eine
vermeintlich bessere Verträglichkeit entscheidend für
den Kauf von Kindermilch-Produkten waren. Die Kinder
der Befragten tranken Kindermilch in größeren Mengen
als Kuhmilch und häufiger aus einer Säuglingsflasche.
Kindermilch wurde nicht nur als Ersatz, sondern auch zu-
sätzlich oder im Wechsel mit herkömmlicher Milch getrun-
ken. Außerdem wurden Kinder, die Kindermilch zu trinken
bekamen, nicht weniger vielfältig ernährt als Kuhmilch
trinkende Kinder.
Das BfR arbeitet nach dem Prinzip „Vom Acker auf den Teller“, wonach die gesamte Lebensmittelkette im
Blick von Sicherheitskonzepten sein muss, wenn gesunde Lebensmittel das Ergebnis sein sollen. Neben der
Abteilung Lebensmittelsicherheit widmen sich auch die Abteilung für Biologische Sicherheit und die Abteilung
für Sicherheit in der Nahrungskette dem Arbeitsfeld der Lebensmittelsicherheit. Die gewonnenen Erkenntnisse
aus der toxikologischen, mikrobiologischen und ernährungsphysiologischen Bewertung von Lebens- und
Futtermitteln liefern die wissenschaftliche Basis für die Ableitung von Höchstgehalten oder Grenzwerten. In
Bezug auf Fragen der Lebensmittelsicherheit beraten zudem externe, unabhängige Sachverständige aus
neun Kommissionen ehrenamtlich das BfR.
Lebensmittelsicherheit
Ist Kindermilch besser geeignet für die Ernährung von
Kleinkindern als herkömmliche Trinkmilch?