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Da sich die Nährstoffgehalte von Kindermilch und Kuh-
milch deutlich unterscheiden und Kleinkinder hierzulande
bis auf Jod und Vitamin D im Allgemeinen ausreichend
mit Energie und Nährstoffen versorgt sind, wurde in ei-
nem weiteren BfR-Projekt untersucht, wie sich der Verzehr
von Kindermilch auf die Nährstoffzufuhr von Kleinkindern
auswirken würde. Dafür führte das BfR Modellrechnungen
durch, in denen der Kuhmilchverzehr vollständig durch
Kindermilch ersetzt wurde. Kinder, die Kindermilch trin-
ken, würden demnach höhere Mengen an mehrfach un-
gesättigten Fettsäuren sowie an Eisen, Jod und Vitamin D,
aber auch an Zink, Kupfer und den Vitaminen A, E, B1,
Folatäquivalenten und Pantothensäure aufnehmen. Auch
die Vitamin-C-Zufuhr würde erheblich steigen. Einige Pro-
dukte enthalten weniger Calcium als Kuhmilch, sodass der
Verzehr von Kindermilch zu geringeren Calciumzufuhren
führen kann.
Kindermilch-Produkte stellen demnach eine Möglichkeit
dar, die Versorgung von Kleinkindern mit Jod und Vita-
min D zu verbessern. Darüber hinaus sind die Produkte
jedoch nicht besser geeignet als andere (angereicherte)
Lebensmittel oder die frühzeitige Einführung von Fleisch
und Fisch in die Kleinkind-Ernährung. Familien sollten
verstärkt darüber informiert werden, dass Kindermilch
im Rahmen einer abwechslungsreichen Ernährung aus
ernährungsphysiologischer Sicht unnötig ist und – ins-
besondere bei hohen Verzehrmengen – zu unerwünscht
hohen Aufnahmen einiger Mikronährstoffe führen kann.
Roggen enthält besonders häufig Schimmelpilze, die giftige
Mutterkornalkaloide bilden können.
Ergotalkaloide in Roggenerzeugnissen
In Lebensmittelerzeugnissen aus Getreide können giftige
Ergotalkaloide enthalten sein. Bei diesen auch als Mutter-
kornalkaloide bezeichneten Substanzen handelt es sich
um Stoffwechselprodukte bestimmter Schimmelpilze, die
sich verstärkt in feuchten Erntejahren auf Getreideähren
bilden. In Deutschland enthält die Getreideart Roggen
besonders häufig Ergotalkaloide.
Aufgrund der giftigen Wirkung von Ergotalkaloiden
(s. Kasten, Seite 52) hat die Europäische Behörde für
Lebensmittelsicherheit EFSA 2012 erstmals gesund-
heitsbezogene Richtwerte festgelegt. Vor diesem Hinter-
grund beauftragte das BMEL das BfR anschließend mit
der gesundheitlichen Bewertung einzelner Ergotalkaloid-
Gehalte in Roggenmehl und Roggenbrot, die von den
Lebensmittelkontrollbehörden gemeldet wurden. Diese
hatten Gehalte für Ergotalkaloide in Roggenbrot in Höhe
von 59 bzw. 585 Mikrogramm je Kilogramm (µg/kg) und
für Ergotalkaloide in Roggenmehl in Höhe von 1.000 bzw.
2.300 µg/kg gemessen.
Die gesundheitliche Bewertung erstellte das BfR anhand
einer Schätzung zur Exposition von 2-bis 4-jährigen Kin-
dern, die aufgrund ihres geringeren Körpergewichts im
Vergleich zur Verzehrsmenge die am höchsten belastete
Verbrauchergruppe darstellen. Unter Berücksichtigung
der gesundheitsbezogenen Richtwerte der EFSA kam
das BfR für die genannten Messdaten zu folgenden Er-
gebnissen: Fünf Prozent der in einer Ernährungsstudie
untersuchten 2-bis 4-jährigen Kinder verzehren pro Tag
250 Gramm oder mehr Brot beziehungsweise Brötchen
Lebensmittelsicherheit