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PA-Forschung II: PA im Teetrocken-
produkt und deren Übergang in
den Teeaufguss
Das BfR ist Partner in einem EFSA-
Projekt, das die Untersuchung von
Lebensmitteln aus dem europäischen
Raum auf ihre potenziellen PA-Gehalte
zum Ziel hat. Aufgabe des BfR ist dabei
die Analyse von Kräutertees, Tees
und Nahrungsergänzungsmitteln. Des
Weiteren wird der Übergang von PA
aus Teeblättern in das Teegetränk un-
tersucht. Hierfür werden PA-Profile und
-Gehalte im Teetrockenprodukt und im
Teeaufguss bestimmt und miteinander
verglichen. Zusätzlich werden Ver-
brauchergewohnheiten bezüglich der
Teezubereitung nachgebildet und de-
ren Einfluss auf den Übergang in das
Getränk untersucht. Diese Ergebnisse
leisten einen wichtigen Beitrag zur
Risikobewertung von PA in Kräutertee
und Tee.
Analytische Bestimmung von Pyrrolizidinalkaloiden
in Kräutertee- und Teeproben
Zu besseren Abschätzung möglicher gesundheitlicher Risiken bestimm-
te das BfR in einem Forschungsprojekt die Gehalte von ungesättigten
Pyrrolizidinalkaloiden in Lebens- und Futtermitteln – unter anderem in
Kräutertees und Tees. Die untersuchten Teesorten umfassten Babyfen-
cheltee, Fencheltee, Kamillentee, Kräutertee, Pfefferminztee, Brenn-
nesseltee, Melissentee, Roibuschtee sowie Schwarz- und Grüntee.
Insgesamt wurden 184 Kräutertee- und Teeproben aus dem Einzelhan-
del und 37 Teedrogen aus der Apotheke mittels Festphasenextraktion
und anschließender Liquid-Chromatography-Tandem-Massenspektro-
metrie analysiert. In die Bestimmung des PA-Summengehalts in den
Kräutertee- und Teeproben gingen die Gehalte von siebzehn einzeln
bestimmten PA ein. Als erste Ergebnisse der nicht repräsentativen Un-
tersuchungen wurden in den untersuchten Kräutertee- und Teeproben
Summengehalte von 0 bis 3,4 Milligramm PA pro Kilogramm Trocken-
produkt ermittelt.
Gesundheitsrisiko für Vielverzehrer, Kinder,
Schwangere und Stillende möglich
Die PA-Summengehalte der Kräutertee- und Teeproben aus dem For-
schungsprojekt bildeten anschließend die Grundlage für eine Risikobe-
wertung durch das BfR. Die Abschätzung der Exposition erfolgte auf
Basis der ermittelten Gehaltsdaten und unter Bezug auf Verzehrsdaten
für Kräutertee und Tee, die für Erwachsene der Nationalen Verzehrs-
studie II und für Kinder der VELS-Studie entnommen wurden. Für die
Bewertung möglicher gesundheitlicher Risiken legte das BfR den so-
genannten Margin of Exposure (MOE)-Ansatz zugrunde, der interna-
tional zur Abschätzung des potenziellen Risikos von genotoxisch und
kanzerogen wirkenden Substanzen angewendet wird. Der MOE ergibt
sich aus dem Verhältnis von zwei Einflussgrößen: der menschlichen Ex-
position als ein Maß für die orale Aufnahme eines Stoffes sowie der
im Tierversuch festgestellten oder berechneten oralen Effektdosis für
eine gegebene Tumorinzidenz. Es wird dabei angenommen, dass für
genotoxische Kanzerogene ein MOE-Wert von 10.000 oder höher ge-
sundheitlich wenig bedenklich ist.
In seiner Risikobewertung kam das BfR zu dem Schluss, dass trotz
der in Einzelfällen unerwartet hohen PA-Gehalte in den gemessenen
Proben eine akute Gesundheitsschädigung bei kurzfristiger Aufnahme
für Erwachsene und Kinder unwahrscheinlich ist. Eine Aufnahme bis zu
14 Tagen wird als kurzfristig angesehen. Bei längerfristiger Aufnahme
ist eine Beeinträchtigung der Gesundheit von Durchschnittsverzehrern
(Erwachsene und Kinder), die keine bestimmte Sorte Kräutertee oder
Tee favorisieren, ebenfalls unwahrscheinlich. Hier liegen die MOE-Werte
oberhalb der gesundheitlich relevanten Grenze von 10.000.
Das BfR bestimmt unter anderem, welche
Gehalte an Pyrrolizidinalkaloiden beim
Teeaufguss in das Getränk übergehen.
Schwerpunkte 2013 | Pyrrolizidinalkaloide in Tee