BfR | Jahresbericht 2013
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Im Tierversuch wird die kanzerogene Wirkung bestimmter ungesättig-
ter PA wie Lasiocarpin, Monocrotalin und Riddellin als gesichert ange-
sehen und ein entsprechendes Risiko für den Menschen in Betracht
gezogen. Bei anderen PA wie zum Beispiel Isatidin, Jacobin, Retrorsin,
Seneciphyllin, Senkirkin und Petasitenin deuten Tierstudien mit der
Verbindung selbst oder ihren aktiven Metaboliten ebenfalls auf eine
kanzerogene Wirkung hin, jedoch ist hier die Datenlage unvollständig.
Vielfach zeigten PA, die sich im Tierversuch als kanzerogen erwiesen,
auch mutagene Wirkung bei der Genotoxizitätstestung. Der Schätzwert
für die niedrigste Dosis, die mit 95-prozentiger Sicherheit eine Krebs-
inzidenz von nicht mehr als 10 Prozent verursacht (benchmark dose
lower confidence limit 10 %, BMDL 10), beträgt 0,073 mg/kg KG/Tag.
Er wurde aus einer Kanzerogenitätsstudie mit Lasiocarpin anhand von
Befunden an männlichen Ratten abgeleitet.
PA-Forschung I: Bioverfügbarkeit und molekulare
Wirkmechanismen
Im Tierversuch wirkt eine Reihe der PA krebserregend und ge-
notoxisch. Allerdings sind die molekularen Mechanismen der
PA-Wirkung auf den menschlichen Organismus noch nicht voll-
ständig verstanden. Um die Wirkmechanismen der PA-Toxizität
im Menschen aufzuklären, führt das BfR molekularbiologische
Analysen (Transkriptomics) durch. Diese sollen zeigen, wie PA
auf die Genexpression fremdstoffmetabolisierender Enzyme an
primären humanen Leberzellen und humanen Zelllinien wirken.
Hinweise zur oralen Bioverfügbarkeit liefern sogenannte Trans-
portuntersuchungen mit ausgewählten PA. Die Ergebnisse weisen
auf einen strukturabhängigen Transport über die Darmbarriere
hin. Als Ursache werden Wechselwirkungen der einzelnen PA
mit Transportproteinen (zum Beispiel MDR1) vermutet. Das
Forschungsvorhaben kann dazu beitragen, Biomarker zu iden-
tifizieren, die zur Entwicklung eines hepatischen
In-vitro-
Testsys-
tems zum sensitiven Nachweis von PA genutzt werden können.
Zu besseren Abschätzung möglicher ge-
sundheitlicher Risiken bestimmte das BfR
in einem Forschungsprojekt die Gehalte
von ungesättigten Pyrrolizidinalkaloiden
in Kräutertees und Tees.
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Im Tierversuch wirken einige Pyrrolizidinalkaloide
krebserregend und genotoxisch. Allerdings sind die
Wirkmechanismen im menschlichen Organismus
noch nicht vollständig verstanden.