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Schädigt Perfluoroktansäure die Leber beim Menschen?
17/2016, 26.05.2016
DFG-gefördertes Projekt des BfR untersucht, ob Erkenntnisse aus Tierexperimenten auf den Menschen übertragbar sind
Perfluoroktansäure (PFOA) ist eine wichtige Industriechemikalie, die bei der Herstellung von Fluorpolymeren eingesetzt wird. Der Stoff ist von der EFSA als reproduktions- und lebertoxisch bewertet worden. Weiterhin besteht der Verdacht, das PFOA hormonähnliche Eigenschaften besitzt. Allerdings ist bislang noch nicht geklärt, ob diese Wirkungen auch beim Menschen auftreten können. In dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsprojekt „Molekulare Mechanismen der Toxizität von Perfluoroktansäure (PFOA)“ klären Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), inwieweit diese Erkenntnisse aus Tierversuchen auch auf den Menschen übertragbar sind. „Diese grundlegende Frage ist für die Bewertung des gesundheitlichen Risikos von PFOA als Kontaminante in Lebensmitteln von großer Bedeutung“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, „denn nur so lassen sich sichere gesundheitsbezogene Leitwerte für diese Substanz ableiten.“ Die Schließung von Forschungslücken auf dem Gebiet der Toxikologie von Lebensmittelkontaminanten ist eine zentrale Aufgabe der Forschung am BfR. Die Förderung des Forschungsprojektes durch die DFG bestätigt die hohe Qualität der fachspezifischen Forschung am BfR.
Perfluoroktansäure PFOA ist eine Industriechemikalie, die hauptsächlich als Hilfsstoff (Emulgator) bei der Herstellung von Fluorpolymeren (z.B. Polytetrafluorethylen, PTFE) eingesetzt wird. Fluorpolymere sind schmutz-, wasser- und fettabweisend. Sie werden deshalb als Beschichtung für zahlreiche Verbraucherprodukte wie Kleidung, aber auch Kochgeschirr und Papierprodukte wie Backpapier oder Butterbrotpapier verwendet. Über den Kontakt dieser Produkte mit Lebensmitteln kann PFOA als Kontaminante in Lebensmittel gelangen und wird dann mit verzehrt. PFOA ist langlebig und auch in der Umwelt nachgewiesen worden. Auch auf diesem Weg kann die Substanz in Lebensmittel gelangen.
Zwar ist PFOA in niedrigen Konzentrationen, wie sie in Lebensmitteln nachgewiesen wurden, für den Menschen nicht gesundheitsschädlich. Hohe Konzentrationen von PFOA haben jedoch im Tierversuch zu Tumoren in Leber und Hoden geführt. Außerdem steht die Substanz im Verdacht, hormonelle Wirkungen zu haben. Es ist jedoch fraglich, ob die Ergebnisse aus den Tierversuchen unmittelbar auf den Menschen übertragen werden können. Aus diesem Grund wurde ein Forschungsprojekt unter dem Titel „Molekulare Mechanismen der Toxizität von Perfluoroktansäure (PFOA)“ initiiert, das über einen Zeitraum von zwei Jahren mit insgesamt 209.800,- Euro von der DFG gefördert wird. Im Projekt werden in erster Linie die toxischen Effekte von PFOA auf menschliche Leberzellen untersucht. Die BfR-Forscher verwenden dafür spezielle menschliche Leberzelllinien, die der Substanz in unterschiedlichen Konzentrationen ausgesetzt werden. Ziel des Projektes ist es, die toxischen Wirkungen von PFOA auf molekularer Ebene zu untersuchen und die Wirkmechanismen insbesondere im Hinblick auf die lebertoxischen Effekte aufzuklären. Die Ergebnisse aus diesen Versuchen werden dann mit den publizierten Ergebnissen der Tierstudien verglichen. Die gewonnenen Erkenntnisse leisten einen direkten Beitrag zur Bewertung des gesundheitlichen Risikos von PFOA.
Über das BfR
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine wissenschaftliche Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit. Das BfR betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.