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wissenschaftliche Einschätzung unerlässlich. Eine Institu-
tion wie das BfR, die wissenschaftlich unabhängig arbeitet
und die frei von jeder Einflussnahme agiert, ist die Voraus-
setzung, um ein größtmögliches Vertrauen in die fachlichen
Entscheidungen der staatlichen Exekutive zu setzen.
Was sind wesentliche Entwicklungen des Hauses in den
vergangenen zehn Jahren?
Seit seiner Gründung hat das BfR seine Expertise unter an-
derem auf den Gebieten der biologischen Sicherheit sowie
der Lebensmittel- und Chemikaliensicherheit weiter ausge-
baut. In den letzten Jahren kamen neue Aufgaben hinzu,
wie die Risikokommunikation, die Produktsicherheit und der
Tierschutz. Die Etablierung entsprechender Abteilungen
zeigt, dass sich das Institut den Herausforderungen im ge-
sundheitlichen Verbraucherschutz stellt und sein Ziel kon-
sequent verfolgt, eine Vorreiterrolle in der wissenschaftsba-
sierten und unabhängigen Risikobewertung einzunehmen.
Ein hohes Maß an Transparenz macht die Bewertungen des
BfR nachvollziehbar und verständlich.
Seine Unabhängigkeit ist dem BfR ein hohes Gut. Wie sichert
es diese?
Es wurden zahlreiche Verfahren und Maßnahmen etabliert,
um die Unabhängigkeit des BfR zu sichern. Unsere Risiko-
bewertungen und alle anderen amtlichen Aufgaben werden
ausschließlich von Beschäftigten des BfR erbracht. Diese
sind verpflichtet, die Vorschriften zur unparteiischen Amtsfüh-
rung und zum Korruptionsschutz einzuhalten. Das Gesamt-
konzept des BfR sieht explizit vor, sich mit allen Interessen-
gruppen auszutauschen. Anlässlich unseres zehnjährigen
Bestehens haben wir im vergangenen Jahr beispielsweise
eine europäische Stakeholderkonferenz zum Thema „Wie un-
abhängig kann Wissenschaft sein“ durchgeführt. Öffentliche
Diskussionen zur Unabhängigkeit von Gesetzesausführung
und Politikberatung sind wichtig. Nur so können sich Institu-
tionen wie das BfR an Standards zu Qualität und Transparenz
messen lassen.
BSE ist mittlerweile kein Thema mehr. Welche Themen
sind für das BfR zukünftig von Bedeutung?
Das Angebot an Produkten in Europa steigt stetig und da-
mit die Anforderungen an die europäischen Staaten und die
Europäische Union, gesundheitliche Risiken wissenschaft-
lich zu bewerten, zu minimieren und effektiv zu kommuni-
zieren. Verbraucher müssen sich darauf verlassen können,
dass sie von den Lebensmitteln und Produkten nicht krank
werden. Doch gerade im Bereich der Zoonosen, also bei
Krankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragbar sind,
müssen wir uns daran gewöhnen, dass krisenhafte Gesche-
hen auftreten werden. Am Weltmarkt treten neue Lieferanten
von Lebensmitteln und Futtermitteln auf. Ihre Standards ent-
sprechen zum Teil nicht den Standards in der Europäischen
Union. Wir gehen davon aus, dass wir zunehmend Risiken
aus anderen Ländern importieren werden. Hier ist das BfR
gefordert.
Ein Bewusstsein für globale Risiken erfordert globales
Handeln. Ist Internationalität ein Thema für das BfR?
Das BfR hat sich von einer Behörde mit nationalen Zustän-
digkeiten zu einem international erfolgreich eingebundenen
Bewertungs- und Forschungsinstitut gewandelt. Zum Schutz
der Verbraucher im Vorfeld hohe gesundheitliche Standards
zu schaffen, die in Ländern mit einem gemeinsamen Wa-
renverkehr gültig sind, ist dem BfR ein wichtiges Anliegen.
Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind da-
für in derzeit mehr als 300 Gremien und Kooperationen aktiv.
Die vergangenen Vorfälle im Lebensmittelsektor haben zu-
dem gezeigt, dass nur ein europa- und weltweit abgestimm-
tes Vorgehen zur Aufklärung führt. Deshalb arbeitet das BfR
im Krisenfall stets mit seinen europäischen und internationa-
len Schwesterbehörden zusammen.
conducted a European stakeholder conference entitled “How inde-
pendent can science be?”. Public discussion about the independ-
ence of legal executive bodies and political consulting is important.
Only in this way can institutions like the BfR be measured by stand-
ards on quality and transparency.
BSE is no longer an issue. What topics will be of importance to the
BfR in future?
The range of products on offer in Europe is getting bigger all the
time and along with it the demands on the European countries and
European Union to assess, minimise and effectively communicate
health risks. Consumers must be able to trust that the foods and
products will not make them ill, but especially where zoonoses are
concerned, i. e. diseases which can be transmitted from animals to
humans, we have to get used to the fact that crises will occur. New
suppliers of foods and feeds are appearing in the global market-
place and their standards are not always the same as those of the
European Union. We are assuming that we will import more and
more risks from other countries and this is where the BfR comes in.
Awareness of global risks requires global action. Is internationality a
topic for the BfR?
The BfR has transformed itself from an authority with national re-
sponsibility to an internationally successful, integrated assessment
and research institute. It is a matter of importance for the BfR to cre-
ate high health standards to protect consumers which will be valid
in countries with mutual trade in goods. Our scientists are currently
actively involved in more than 300 committees and cooperations.
Past incidents in the food sector have also shown that only a proce-
dure coordinated throughout Europe and the rest of the world can
resolve the situation. That is why the BfR always collaborates with its
European and international sister authorities when there is a crisis.
Scientific findings have to be put across in an understandable man-
ner if risks are to be dealt with in a rational way. What are the great-
est challenges?
To communicate adequately, you have to know first how risks are
perceived. Sometimes risks which prove to be of no scientific con-
sequence after assessment take up a considerable amount of
space in public perception. An example of this is pesticide resi-
dues in food, which are regarded as a threat even though they com-
ply with the legal maximum residue levels. In other cases, risks are
underestimated. These include possible infections after the incor-
rect handling of raw foods of animal origin. We have to know what
effect our approach and our reports have so that we can choose
the right “language”. A health hazard through contaminants or resi-
dues in foods cannot be recognised with the naked eye or other
senses. Laymen assess risks using different criteria and weigh up