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Das Thema Pflanzenschutzmittel-Rückstände in Lebens-
mitteln griffen die genannten Leitmedien hingegen deut-
lich kritischer auf. Höhepunkt der Berichterstattung im
Untersuchungszeitraum 2003 bis 2010 waren die Jahre
2007 und 2008, danach nahm die Anzahl relevanter Ar-
tikel wieder ab. Da 2008 die überarbeitete Pestizid-Ver-
ordnung in Kraft trat, darf der Grund für die verstärk-
te Vorab-Berichterstattung darin vermutet werden. So
stand das Thema „Politik und Regulierung“ im Jahr 2008
an erster Stelle, während in anderen Jahren der Ver-
braucherschutz das Hauptthema war. Am dritthäufigsten
wurde die „Anwendung in der Landwirtschaft“ genannt.
Die meisten Artikel waren im Wirtschaftsressort platziert,
gefolgt vom Wissenschaftsressort. Damit wird das The-
ma eher in einen ökonomischen Zusammenhang gestellt,
der mit der Lebenswirklichkeit von Verbrauchern wenig
zu tun hat. Für die Risikokommunikation kommt erschwe-
rend hinzu, dass die Berichterstattung zwar eine Reihe
gesundheitlicher Risiken thematisiert, einen möglichen
Nutzen aber so gut wie gar nicht.
Dass die beobachteten Tendenzen in der Berichterstat-
tung die Wahrnehmung von Verbrauchern gegenüber
Nanotechnologie und Pflanzenschutzmittel-Rückständen
(mit-) beeinflusst haben, ist aufgrund der Ergebnisse von
Bevölkerungsbefragungen des BfR zu diesen Themen
naheliegend: So korrespondiert die kritische, risikoorien-
tierte Berichterstattung zu Pflanzenschutzmitteln in Le-
bensmitteln mit der durchaus kritischen Einstellung der
Bevölkerung. Bei der Nanotechnologie schätzt die Bevöl-
kerung den Nutzen als hoch ein. Die in der medialen Dar-
stellung identifizierten Argumentationsmuster spiegeln
sich somit in der Wahrnehmung der Bevölkerung wider.
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Die Medienanalysen des BfR ergaben: Über Nanotechnologie
berichteten die Medien oft wissenschaftlich und auf den
Nutzen der Produkte orientiert. Das Thema Pflanzenschutz-
mittel-Rückstände wurde meist kritisch aufgegriffen.
Risikokommunikation