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Mäuse sind die häufigste genetisch veränderte Versuchs-
tierart. Als klassische Beutetiere zeigen sie aber nur sehr
wenige direkt beobachtbare Anzeichen für Belastun-
gen – und wenn, dann erst bei höherer Belastung. Wis-
senschaft wie Genehmigungsbehörden brauchen aus
diesem Grund sinnvolle Kriterien für die Erfassung und
Einschätzung von Belastungen und die Festlegung ge-
eigneter Gegenmaßnahmen. Sowohl Anzeichen für allge-
meine Belastungen, wie zum Beispiel veränderte Frucht-
barkeit oder höhere Sterblichkeit, sowie Kennzeichen für
die jeweiligen besonderen genetischen Veränderungen,
wie Tumorhäufigkeit oder Muskelveränderungen, müssen
dabei berücksichtigt werden.
Für eine praxisgerechte Umsetzung der neuen Tier-
schutzvorgaben fand im Juni 2013 unter Leitung des BfR
ein Workshop zur Einstufung der Belastung genetisch
veränderter Versuchstiere statt. An diesem Workshop
nahmen verschiedene Forschungseinrichtungen und
Genehmigungsbehörden der Bundesländer für Tierver-
suchsvorhaben teil. Der Workshop beschäftigte sich mit
den Anzeichen allgemeiner Belastungen bei Mäusen, die
bei allen Zuchten anwendbar sind. Die Teilnehmenden
verglichen dabei die aus eigener Erfahrung sinnvollste
Vorgehensweise mit Vorschlägen, die im Januar 2013 von
der EU-Kommission veröffentlicht worden waren.
Die erarbeiteten Empfehlungen des Workshops erklären
zunächst, in welchen Fällen eine Belastungseinschätzung
notwendig ist. Dabei betonen sie die enge Zusammen-
arbeit von Tierpflegepersonal, verantwortlichen Wissen-
schaftlern und Tierschutzbeauftragten, um Belastungen
sachgerecht festzustellen und frühestmöglich Maßnahmen
einzuleiten, die Belastungen vermeiden oder reduzieren.
Die Empfehlungen geben weiterhin an, dass für die Be-
lastungseinschätzung keine weiteren Tiere gezüchtet und
diese durch die Erhebung der allgemeinen Kriterien nicht
zusätzlich belastet werden sollen. So sollen Blutproben bei-
spielsweise nur an Tieren genommen werden, bei denen
Veränderungen im Blutbild wahrscheinlich sind. Darüber
hinaus wurde für die Einstufung der allgemeinen Belastung
die Mindestanzahl an Tieren, die wichtigsten Zeitpunkte
und die wesentlichsten Kriterien (zum Beispiel Wurfgröße,
Vorkommen von Entwicklungsstörungen) beschrieben und
in Musterformularen festgehalten. Bei Anzeichen von Be-
lastungen und wenn besondere Belastungen aufgrund der
Art der genetischen Veränderung möglich sind, müssen
sowohl weitere Zeitpunkte als auch spezifische Untersu-
chungen vom verantwortlichen wissenschaftlichen Perso-
nal festgelegt und dokumentiert werden.
Diese Empfehlungen nutzen der Wissenschaft wie den
Behörden für die Beurteilung von Mauszuchten mit ge-
netischen Veränderungen als Grundlage für bundesweit
einheitliche Verwaltungsverfahren. Weitere Workshops
sollen die Kriterien weiterentwickeln und verbessern.
Mäuse und Ratten sind die am häufigsten genutzten, ge-
netisch veränderten Versuchstierarten. Wissenschaftler wie
Genehmigungsbehörden brauchen für diese Tiere sinn-
volle Kriterien sowohl für die Einschätzung der Belastungen
als auch für die Festlegung geeigneter Maßnahmen, um
das Leiden der Tiere zu vermindern.
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Alternativmethoden zu Tierversuchen