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Verbraucher stehen der Entwicklung der Nanotechnologie überwiegend positiv gegenüber
23/2007, 19.12.2007
BfR-Studie zeigt jedoch auch, dass Nanopartikel in Lebensmitteln mehrheitlich abgelehnt werden
Verbraucher sehen die Entwicklung der Nanotechnologie überwiegend positiv, allerdings lehnen viele den Einsatz von Nanopartikeln in Lebensmitteln ab. Das hat eine repräsentative Befragung von 1000 Verbrauchern im Auftrag des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ergeben, die jetzt in Berlin vorgestellt wurde. 66 Prozent der Befragten versprechen sich von Nanotechnologie eher Nutzen als Risiken, sie akzeptieren Nanotechnologie aber nicht in allen Anwendungsbereichen gleichermaßen. „Wir haben festgestellt, dass Verbraucher die Nanotechnologie weniger nach Fakten beurteilen, sondern viel mehr nach emotionalen Kriterien. Die so genannten gefühlten Risiken spielen bei der Wahrnehmung neuer Technologien eine bedeutende Rolle“, sagt BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel. Ein weiteres Ergebnis der Studie war, dass Nanotechnologie in den vergangenen drei Jahren bei Verbrauchern deutlich bekannter geworden ist. Bei der Informationssuche bringen sie aber nicht allen Informationsgebern dasselbe Vertrauen entgegen. Am besten fühlen sich die Befragten durch Verbraucherverbände informiert, am wenigsten vertrauen sie Äußerungen von Politikern.
Der Begriff Nanotechnologie ist unter Verbrauchern bekannter geworden. 2004 konnten im Rahmen einer Studie noch 15 Prozent angeben, wo ihnen der Begriff schon einmal begegnet ist, in der aktuellen Befragung im Auftrag des BfR waren es schon 52 Prozent. Die Befragten schätzen Nanotechnologie als technische Entwicklung, die in vielen Lebensbereichen Verbesserungen bringen wird. Zwei Drittel versprechen sich von Nanotechnologie mehr Nutzen als Risiken und befürworten eine Weiterentwicklung. Allerdings fordern sie auch, dass mögliche Risiken erforscht werden.
Das positive Urteil der Nanotechnologie bezieht sich nicht auf alle Anwendungsbereiche. Am meisten versprechen sich die Befragten von Nanotechnologie im medizinischen Bereich. Der Zuspruch in verbrauchernahen Anwendungsbereichen nimmt ab, je näher der eigene Kontakt der Verbraucher mit dem Produkt wird: So befürworten 86 Prozent den Einsatz von Nanopartikeln in Farben und Lacken, die deren Kratz- und Abriebfestigkeit erhöhen. Ähnlich hoch ist der Zuspruch für Textilien, die durch Nanotechnologie Schmutz abweisen sollen. Akzeptiert werden Nanopartikel auch in Verpackungsmaterialien und Sonnenschutzmitteln, eine verbesserte Wirkung anderer kosmetischer Mittel durch Nanopartikel befürworten allerdings nur 53 Prozent. Mehrheitlich abgelehnt wird Nanotechnologie in Lebensmitteln: einen „Nano“-Zusatz in Gewürzen, der das Verklumpen verhindern würde, lehnen 69 Prozent der Befragten ab, 84 Prozent möchten keine Lebensmittel, die beispielsweise durch den Einsatz von Nanopartikeln länger ansehnlich gehalten werden.
Ihre Informationen zu Nanotechnologie beziehen Verbraucher nach den Ergebnissen der Studie aus allen großen Medien - Fernsehen, Tageszeitungen, Zeitschriften und Internet, weniger aus dem Radio. Wie sehr Verbraucher den Informationen zum Thema Nanotechnologie trauen, hängt davon ab, wer diese Informationen gibt: Das höchste Vertrauen genießen Verbraucherorganisationen, wie die Verbraucherzentralen und Stiftung Warentest, und die Wissenschaft (jeweils 92 Prozent). Am unteren Ende der Vertrauensskala rangieren Wirtschaft und Politik, die von 32 bzw. 23 Prozent der Befragten als vertrauenswürdige Informationsquelle angesehen werden.
Die vom BfR in Auftrag gegebene Studie war in zwei Teile untergliedert. Im ersten Teil - einer psychologischen Grundlagenstudie mit qualitativen Interviews mit 30 Personen - wurde ermittelt, welche Einstellungen Verbraucher zum Thema Nanotechnologie haben und welches Image Nanotechnologie bei Verbrauchern besitzt. Der zweite Teil bestand in der quantitativen Befragung von 1000 Personen. Der Abschlussbericht der Studie erscheint im Frühjahr 2008 und wird auf der Internetseite des BfR veröffentlicht.